Der Norden V

Der Norden V

Altausseersee Spiegelung

Steiermark

Im Herbst, wenn das Jahr leise zum Winter wird,
beschert es Dir Tage schön wie ein Abschiedsgeschenk.
Gnadentage, bevor die Dunkelheit kommt.

Dann werden die Farben noch einmal ganz tief, bevor sie verlöschen
und der Altausseer See so klar, als könnte man nicht nur durchs Wasser schauen,
sondern auch durch die Zeit und hinein tauchen,
wie in die eigene Seele, um auf dem Grund
die Antwort auf alle Fragen zu finden.

Tennengebirge mit Blick nach Salzburg

Salzburg

Folgt man den Wänden des Tennengebirges in die Höhe, folgt man zugleich Millionen Jahren Erdgeschichte.

Auch wenn es heute unvorstellbar ist, damals war dieses Gebiet ein Teil des Tethys-Meeres und das Klima subtropisch.
Ideal für die Entstehung von Korallenriffen. Hinter diesen bildeten sich ausgedehnte Lagunen, bewohnt von Muscheln und Meerestieren.

Aus ihren kalkhaltigen Schalen und dem Kalkschlamm entstanden schließlich die Kalkalpen,
und Fossilien sind noch heute steinerne Zeugen dieser Vorgänge.

Vom Gipfelplateau geht der Blick in die Ferne. im Westen wird das Tennengebirge durch das Salzachtal vom Hagengebirge getrennt,
nach Norden hin wird das Land flach und in der Ebene lässt sich die Stadt Salzburg erahnen. Und im Nordosten liegen die Schätze des Salzkammerguts.

Traunstein Gipfel

Oberösterreich

Über dem hellen Wolkenmeer, an einem dieser Tage, wenn das Weiß des Winters schon mit leichter Hand die Berge berührt hat und mit dem Grün
von Fichten und Latschen spielt, schauen hier oben am Traunstein zwei Hütten in diesen kaltklaren Morgen: Die Gmundner Hütte und das Traunsteinhaus.
Sie sitzen auf den Schultern des Wächters vom Salzkammergut und blicken über den Traunsee und das Tote Gebirge bis zum Dachstein und weit in die Ewigkeit.

Schloss Kammer

Oberösterreich

Trotzig blickt Schloss Kammer über den Attersee.
Im Mittelalter wurde es auf einer Insel als Wehrburg erbaut, nur durch einen Steg mit dem Land verbunden.
Erst im 18. Jahrhundert erhielt es die beiden Seitenflügel, die ihm ein Stück Leichtigkeit verleihen.

Mag sein, dass einem das Schloss eigenartig bekannt vorkommt. Durchaus möglich.
Denn Gustav Klimt hat es in zahlreichen Bildern verewigt.

Windischgarsten

Oberösterreich

Ein Luftkurort im Traunviertel. Eingebettet zwischen dem Nationalpark Kalkalpen und dem Toten Gebirge.
Auf sechshundert Meter Seehöhe: Windischgarsten.

Wanderer und Ausflügler kennen die Region Phyrn-Priel als Ausflugsziel.
Dabei ist die historische Blütezeit von Windischgarsten, die eng an das Eisen gekoppelt war, längst vorbei.
Mit dem Niedergang der Eisenwurzen legte der Ort seine alte Identität ab, aber nur, um sich als alpines Paradies neu zu erfinden.

Wallersee

Salzburg

Nordöstlich von Salzburg liegt der Wallersee.
Man erzählt sich, dass in seinen Tiefen ein riesiger Fisch lebt, der jedes Jahr einen goldenen Ring fordert.
Bekommt er ihn nicht, peitscht er mit seinen Flossen das Wasser auf, sodass es die Ufer überschwemmt.

Seit 150 Jahren tut er sich eindeutig schwerer dabei, weil der Wasserspiegel abgesenkt wurde.
Dadurch entstanden auch breite Randgebiete und ein Schilfgürtel.
Sie stehen großteils unter Naturschutz und sind Lebensraum für Graureiher, Enten, Schwäne und Möwen.

Schloss Wallsee

Oberösterreich

Ein Schloss, so schmuck, als wäre es gerade erst gebaut worden für eine Spielzeuglandschaft.
Der älteste Teil von Schloss Wallsee stammt jedoch aus dem Mittelalter.
Und vermutlich stand sogar schon in der Antike ein römisches Kastell auf diesem Hügel oberhalb der Donau nordwestlich von Amstetten.
Der markante Bergfried schaut mit seiner Uhr und seinem Helm wie ein Kirchturm aus.
Beides erhielt er im 19. Jahrhundert, als die Habsburgerhier einzogen: Sisis Lieblingstochter Marie Valerie und Erzherzog Franz Salvator.
Ihre Nachfahren bewohnen das Schloss bis heute.

Sacherl Oberösterreich (kleiner Gutshof)

Oberösterreich

„Jö, ein Bauernsacherl“, denkt sich der Betrachter, wenn er das kleine Gehöft im Traunviertel sieht.

„Iwo, ein Dreiseithof“, weiß der Fachkundige.

Alles, was es fürs Leben braucht, findet hier seinen Platz.
In der Mitte ist Raum zum Wohnen, daran anschließend Platz für Vieh, Vorrat und Gerätschaften.

Aber egal, ob Sacherl oder Dreiseithof, idyllisch ist es so oder so.

Stift Schlierbach

Oberösterreich

Beim Namen „Schlierbach“ denken viele zuerst an den gleichnamigen Käse.
Damit liegen sie gar nicht einmal falsch. Seit 1924 gibt es im Stift Schlierbach eine Käserei.
Mittlerweile ist sie die größte Klosterkäserei in Europa.

Das Stift selbst ist natürlich viel älter. Zu Beginn, im 14. Jahrhundert, war es ein Frauenkloster.
In der Reformationszeit wurde es aufgelassen und 1620 wieder besiedelt, allerdings von Zisterziensermönchen.

Heute steht Stift Schlierbach für mehr als nur Spiritualität.
In einem angeschlossenen Stiftsgymnasium und einem Bildungshaus geht es ums geistige Wohl,
in einer Werkstätte für Glasmalerei um Kreativität und in der Käserei natürlich ums leibliche Wohl.

Grein / Greinburg

Oberösterreich

Im Strudengau, am linken Donauufer, steht seit 1491 die Greinburg.
Auch wenn sie das Wort „Schloss“ nicht in ihrem Namen führt, gilt sie doch als erster Schlossbau Österreichs.
Ihre Bauherren verzichteten darauf, ihr einen Bergfried oder andere typische Attribute einer mittelalterlichen Burg zu geben,
schließlich sollte Greinburg vor allem Wohn- und Verwaltungszwecken dienen.
Bis heute ist sie das Wahrzeichen von Grein. Die kleine Stadt ist weitaus älter als das Schloss und erblühte schon zur Zeit der Babenberger.
Grund war der rege Handelsverkehr auf der Donau.

Wolfgangsee

Salzburg

Der Wolfgangsee macht es einem mit den Namen nicht leicht.

Man kennt ihn bereits im frühen Mittelalter. Allerdings als Abersee. Und so hieß er auch bis zum Aufkommen des Massentourismus in den 1950er Jahren.
Heute existiert nur noch einen Ortsteil namens Abersee, der übrigens früher Zinkenbach hieß.
Benannt nach dem Bach, der mit seinem riesigen Schwemmkegel, den Wolfgangsee immer enger zusammenschnürt und ihn zugleich in einen Obersee und einen Untersee teilt.

Nebenbei bemerkt: Auf dieser Halbinsel gibt es zwei Orte. Der eine heißt Gschwand, der andere Gschwendt.

Doch weitaus berühmter als sie ist der Ort, der ihnen gegenüber liegt: St. Wolfgang.
Und diesen kennt man natürlich durch ein Pferd.
Das Weiße Rössl, das eigentlich eine Operette ist und in Wirklichkeit ein Hotel.

Postalm

Salzburg

Zwischen Strobl am Wolfgangsee und Abtenau im Lammertal befindet sich das größte Almgebiet von Österreich: Die Postalm.
Im Winter zieht es die Skifahrer hier herauf, im Sommer die Wanderer und in der Monarchie waren es die Pferde.

Denn die Kutschpferde aus der Poststelle in Bad Ischl durften sich im Sommer hier oben von ihrer Plackerei erholen.

Und bei solch einer Idylle – ganz ehrlich – wer möchte nicht sofort mit ihnen tauschen?

Abtenau

Salzburg

Nordöstlich vom Tennengebirge liegt das Lammertal und darin der Ort Abtenau. So sanft und offen die Gegend anmutet,
so unzugänglich war sie in früheren Zeiten. Weshalb das Tal erst ab dem Mittelalter besiedelt wurde.
1124 taucht Abtenau erstmals in Dokumenten auf, als Schenkung an die Äbte des Stift St. Peter zu Salzburg.
Der Ortsname hat allerdings nichts mit „Äbten“ zu tun, sondern lautete einst „Appanouwa“, was einfach so viel wie „zur Au“ bedeutet.

Feuerkogel

Oberösterreich

Eines der schönsten Aussichtsplatzln im Salzkammergut ist das Plateau des Feuerkogels, einem Ausläufer des Höllengebirges, westlich von Ebensee.
Schon seit 1927 führt eine Seilbahn hier herauf.
In der Presse wurde sie damals als kühnste Seilbahn Europas bezeichnet, weil sie im unteren Abschnitt 1400 Meter ohne Stütze überquert.

Heute bringt sie Wanderer und Skifahrer in nur sieben Minuten von der Talstation zum Gipfelplateau.
Wenn nicht gerade der Wind weht.
Wegen der ausgesetzten Lage werden vor allem bei atlantischen Stürmen Spitzengeschwindigkeiten gemessen.
Mit weit über 200 km/h.

Schloss Wildberg

Oberösterreich

„… sie kamen an jenem Schlosse vorüber, das aus dem edelsteinfunkenden Laubdache mit seinen
alten Mauern und dem finsteren runden Turme in die Tiefe herniederschaut“, heißt es bei Adalbert Stifter.

Bis zum heutigen Tag schaut Schloss Wildberg, im Norden von Linz, in die Tiefe hernieder,
auch wenn ein Teil der ältesten Burganlage von Oberösterreich nur noch Ruine ist.

Für den böhmischen König Wenzel war sein runder Turm vermutlich besonders finster.
Im 14. Jahrhundert saß er hier in einem Turmzimmer gefangen. Freilich nur einen Monat lang.

Enns

Oberösterreich

Enns gilt als älteste Stadt von Österreich.
Schon vor 4.000 Jahren lebten hier die ersten Siedler und in der Antike errichteten die Römer das Lager Lauriacum.
1212 erhielt Enns schließlich das Stadtrecht.

Der imposante Stadtturm wurde allerdings erst 1568 erbaut.
Er diente als Glockenturm, Uhrturm und natürlich als Wachturm.
Gemäß der alten Feuerlöschordnung musste der Türmer bei Tag und Nacht jede
Viertelstunde auf die Galerie treten und zu allen vier Seiten je dreimal „Ho!“ rufen.

Seit den 1930er Jahren gibt es keinen Türmer mehr. Heute hört man nur noch die Glocken.

Schloss Neuhaus

Oberösterreich

Dort, wo die Große Mühl in die Donau mündet, liegt Schloss Neuhaus.

Im 14. Jahrhundert lebten hier die Schaunberger, echte Raubritter.
Sie kontrollierten den Schiffsverkehr auf der Donau und scherten sich wenig um die Herrscher in Wien.
Wie wenig kann man bis heute am mächtigen Bergfried von Schloss Neuhaus sehen.
An seiner östlichen Ecke, also der, die in Richtung Hauptstadt weist, zeigt ein steinerner Wasserspeier sein… nun ja jedenfalls nicht sein Antlitz.

Pürgg

Steiermark

Auf einer Geländestufe über dem Ennstal liegt der kleine Ort Pürgg.
Was einem sofort ins Auge fällt, ist die romanische Pfarrkirche zum Heiligen Georg.
Weitaus interessanter jedoch ist das Kirchlein auf dem Hügel oberhalb vom Ortszentrum: Die Johanneskappelle.
Sie ist berühmt für ihre mittelalterlichen Fresken, die zu den schönsten Wandmalereien in Europa zählen.
Darunter Verzierungen, die aus dem Wort „Allah“ geformt sind und Bilder eines Krieges zwischen Katzen und Mäusen.
Vermutlich das Zitat einer Fabel von Äsop. Genaues liegt im Dunkel der Geschichte.
Doch wer mit alldem nichts anzufangen weiß, kann hier oben einfach den hellen Tag sowie den Blick auf Schloss Trautenfels und den Grimming genießen.

Skiflugschanze am Kulm

Steiermark

Hinter dem Kulmkogel ragt der Grimming auf. Wer hier die Skiflugschanze hinunterspringt, hat ihn jedenfalls im Rücken.
Bis zum Umbau 2014 war sie die weltgrößte Naturschanze. 1950 fand die erste Sprungkonkurrenz am Kulm statt, mit Weiten bis zu 96 Metern.
Mittlerweile liegt der Schanzenrekord bei 244 Metern.

Statt hinunterzufliegen, kann man allerdings auch hinauflaufen. Bei einem Sprintwettbewerb.
Vom Ende des Auslaufs bis zum Absprung. 400 Meter, 140 Höhenmeter, knapp 75 Prozent Steigung.

Lenzing

Oberösterreich

Über den gleichnamigen Ort weiß man fast nichts, das Unternehmen ist dagegen weltweit bekannt: Lenzing.
1892 erwarb ein Industrieller aus Ternitz eine Mühle im Hausruckviertel, wo aus Alttextilien handgeschöpftes Papier gemacht wurde.
Er erweiterte sie um eine Zellulosefabrik, und mit der Zeit wurde der Betrieb immer größer und bedeutender.
Im Dritten Reich begann man mit der Produktion von Zellwolle, auch bekannt als Kunstfaser oder Viskose.
Heute heißt das Unternehmen schlicht Lenzing AG und stellt aus Holz verschiedenste Arten von Spezialfasern her.

Steyrdurchbruch mit KW

Oberösterreich

Es war einmal ein reißender Fluss, der sich eine tiefe Schlucht gegraben hat: Die Steyr.
1907 wurde hier, im Steyrdurchbruch, ein Kraftwerk gebaut. Der Mode der Zeit entsprechend im Jugendstil.

Was wie eine riesige Rutsche ausschaut, ist es auch. In der Fachsprache Triftgasse.
Denn damals wurde auf der Steyr noch Holz Richtung Donau getriftet.

Damit ist es längst vorbei. Und obwohl das Kraftwerk heute als Industriedenkmal gilt,
versorgt es die umliegenden Gemeinden noch immer mit Strom.

Haftanstalt Steyr-Garsten

Oberösterreich

Ihre Vergangenheit ist bis heute erkennbar: jahrhundertelang war die Strafvollzugsanstalt Garsten nämlich ein Kloster.

1082 wurde es als Chorherrenstift gegründet und wechselte knapp dreißig Jahre später in den Besitz von Stift Göttweig.
Als Benediktinerkloster war es bis 1787 religiöses, kulturelles und geistiges Zentrum der Eisenwurzen.
Dann folgte die Aufhebung im Zuge der josephinischen Kirchenreform und 1850 wurde das Gebäude vom Staat erworben und in eine Strafvollzugsanstalt umgewandelt.

Statt von Mönchen wird das ehemalige Kloster nun von rund 300 Strafgefangenen bewohnt und die frühere Stiftskirche ist heute die Pfarrkirche von Garsten.

Steyrursprung

Oberösterreich

Im Stodertal, an der Südostseite vom Toten Gebirge.

A: Hallo! Hallo Sie, sind Sie von da?
B: Jo.
A: Ich such den Steyr Ursprung.
B: Wos?
A: Den Ursprung der Steyr.
B: Ha?
A: Da, wo die Steyr entspringt. Der Nebenfluss der Enns.
B: De Enns?
A: Nein, die Steyr! Der Steyr Ursprung. Moment, hier stehts: „Im Talschluss von Hinterstoder entspringt die Steyr aus sieben Quellen.“ Die Steyer! Die Quellen!
B: Ah, de Qön!
A: Ja genau, die Quellen! Ist das hier?
B: Na. Do sans foisch. Des is durt hint.

Grundlsee

Steiermark

Der Grundlsee ist für viele Menschen ist ein Sehnsuchtsort. Auch für den Maler Hans Makart.

1875 schrieb er: „Nach Künstler Art ist Hans Makart über den See geschwommen / Plötzlich angekommen /
Als noch die Gläser klangen, ist er davon gegangen.“ Und die Nixe vom Grundlsee sprach weinend:
„O weh, o weh! Warum ist der Liebste der Lieben nicht am Grundlsee geblieben?“

Gosaukamm Umkreisung

Salzburg

Mit dem wildgezackten Gosaukamm grenzt Salzburg an Oberösterreich.
Seine schroffen Spitzen wetteifern um die Höhe.
Jede von ihnen ist umrankt von Legenden. Doch keine einzige der Erzählungen ist sanft, lieblich oder hat einen guten Ausgang.
Gerade so, wie es dem Gosaukamm zu Gesicht steht.
Er ist ein Teil vom Dachsteinmassiv und die Kräfte der Natur haben ihn geformt.

Nicht nur Stürme sollen um den Gosaukamm herum toben, sondern auch Teufel und wilde Jagden.
Sogar drachenartige Tiere mit Katzenköpfen, im Volksmund Bergstutz oder Tatzelwurm genannt,
will man hier schon gesehen haben, wenn die Sonne versinkt und die Schatten ein Eigenleben bekommen.