Die Reise des Adlers - Teil 4

Die Reise des Adlers - Teil 4

Glockner, Oberer Pasterzenboden

Kärnten

Wenn es Tag wird, wandelt das Licht seine Farbe in einen Ton, geschaffen nur für diesen Moment.
Denn der Morgen zieht seine Spur über die Berge.
Es trennt sich, was bleibt und was geht.
Doch selbst wenn der Blick sich verliert, das Größte schenkt immer dem Auge Halt.

Nebelhügel bei Klein-Mariazell

Niederösterreich

Das Pilgern ist eine uralte Tradition. Von der via sacra, dem Heiligen Weg, von Wien nach Mariazell weiß man, dass er schon mehr als 800 Jahre alt ist.

Warum Menschen auf Wallfahrt gehen, ist ganz verschieden.
Manchmal, um zu bitten, manchmal um zu danken.
Manchmal, um Gott und manchmal, um sich selbst zu finden.
Und manchmal nur, um die Schönheit der Welt zu sehen.

Totes Gebirge Mulde

Steiermark

Vom Ausseer Becken hinein ins Tote Gebirge. Langsam verschwindet der Grundlsee und die Hänge schieben sich in den Blick.
Nur der Dachstein bleibt – Leitbild am Horizont Es ist Herbst. Grün ist es noch im Tal. Doch auf den Hängen tragen die Bäume schon Gold.
Und selbst der Winter kündigt sich an mit leisem Schnee. In den Senken nistet der Nebel, nimmt Pflanze und Stein ihre Kontur.
Doch klar wie ein Ausruf der Dachstein Herrscher am Horizont.

Großer Ahornboden, Karwendel

Tirol

Wo die Felswände des Karwendelgebirges schroff aufragen, am Ende des Risstals, liegt der Große Ahornboden.
Er ist einzigartig, denn nirgendwo sonst in den Alpen wachsen so wie hier an die zweitausend Ahornbäume.
Doch es sind nicht irgendwelche, sondern Bergahorne.
Nur sie können auf dem kargen Boden und im rauen Klima in 1.200 Meter Höhe gedeihen.

Obernberger Kircherl

Tirol

Denkt man an Tirol, denkt man vermutlich an eine kleine Kirche mit barockem Zwiebelturm, umgeben von Bergen.
Es gibt sie tatsächlich in Obernberg am Brenner, am Fuße des Tribulaun.
Kein Maler hätte das Motiv perfekter arrangieren können.
Kein Wunder, dass sie als beliebtestes Fotomotiv von Tirol gilt…

Weinviertel Wildendürnbach

Niederösterreich

Im nördlichen Weinviertel liegt Wildendürnbach.
Einen Kilometer vom Ortszentrum entfernt erhebt sich der Galgenberg…
Wie ein Collier schmiegen sich 184 Presshäuser und Weinkeller an ihn.
Im Volksmund wird seine Kellergasse auch „das Dorf mit der versunkenen Kirche“ genannt…

Schönbrunn Collage

Wien

1779 ließ Kaiserin Maria Theresia den Schlosspark von Schönbrunn für das Volk öffnen.

Im Sinne des Barocks ist er bis heute eine opulente Inszenierung, in der die Besucher Darsteller und Publikum zugleich sind:
Mit exotischen Pflanzen im großen Palmenhaus oder verschlungenen Blumenbändern in kunstvollen Mustern.
Mit Spazierwegen, die zu Flanierwegen werden, manchmal freilich auch zu Irrwegen,
oder hinauf zur Gloriette führen, die mit ihrer feinen Silhouette eine Wiese krönt, die bis auf das Zickzack der Wege leer ist.
Denn was wäre ein Theaterstück ohne Pause?
Bevor der Zauber des Schlosses selbst die Besucher erneut in Staunen versetzt.

Hufeisenbruch Pasterze

Kärnten

Mächtig fließt die Pasterze zu Tal. Ewiges Eis, aber vereinzelt schon durchsetzt mit blanken Stellen, an denen der Fels zum Vorschein kommt.
Sie zeigen an, dass der Gletscher des Großglockners nicht mehr genügend Nahrung erhält. Im Hufeisenbruch bekommt seine Schönheit im wahrsten Sinne des Wortes Risse.
Denn das Eis schiebt sich hier über eine Stufe im Gelände. Sein Gefälle ändert sich dadurch so stark, dass es in Quer- und Längsrichtungen aufreißt.
Der ruhige Fluss des Gletschers wird zerrissen vom Fels. Was für eine fantastische Landschaft, nur noch dem Blick vorbehalten, nicht mehr dem Schritt.

Attergau, Rossmoos und Attersee

Oberösterreich

An einem Sommertag im Attergau.

Über allem was ist schwebt immer auch das was sein könnte.

Was ist dein Leben?
Eine Sammlung vergebener Möglichkeiten oder verwirklichter Träume?

Eine buddhistische Weisheit besagt: Am Ende sind es nur drei Dinge, die wirklich zählen:
Wie sehr du liebtest,
wie sanft du lebtest,
und wie würdevoll du jene Dinge gehen ließest, die nicht für dich bestimmt waren.

Was also wird von dir bleiben, wenn du nicht mehr bist?
Was wird dich widerspiegeln?

Ybbstalbahn

Niederösterreich

Man hört und riecht ihn, bevor man ihn sieht: Den Ötscherland-Express. Er fährt von Göstling an der Ybbs nach Kienberg-Gaming.
Fast hundert Jahre lang war das die Strecke der Ybbstalbahn. Heute fährt der Nostalgiezug nur noch zu besonderen Zeiten.
Und besonders ist auch seine Spurweite – nämlich nur 76cm. Wie es sich halt für eine Schmalspurbahn gehört.
Denn Bubenträume haben ja bekanntlich nichts mit Größe zu tun.

Schloss Kammer

Oberösterreich

Trotzig blickt Schloss Kammer über den Attersee.
Im Mittelalter wurde es auf einer Insel als Wehrburg erbaut, nur durch einen Steg mit dem Land verbunden.
Erst im 18. Jahrhundert erhielt es die beiden Seitenflügel, die ihm ein Stück Leichtigkeit verleihen.

Mag sein, dass einem das Schloss eigenartig bekannt vorkommt. Durchaus möglich.
Denn Gustav Klimt hat es in zahlreichen Bildern verewigt.

Europabrücke

Tirol

Einer der Wege von Österreich nach Italien führt über den Brenner.
1963 wurden die beiden Länder hier mit einer Brücke verbunden …. der Europabrücke.
190 Meter hoch liegt sie über dem Wipptal und ist 820 Meter lang.
Die Straße über den Brenner zählt zu den ältesten Alpenpässen.

Hallstatt

Oberösterreich

Hallstatt, wer kennt ihn nicht, den Ort am gleichnamigen See?

Das Salz hat ihn reich gemacht.

Schon seit mehr als viertausend Jahren wird es hier im ältesten Salzbergwerk der Welt abgebaut.

Unmengen von Touristen drängen sich jährlich zwischen den engstehenden Häusern.

Und bei den Besuchern aus China ist Hallstatt so beliebt, dass sie sogar eine Kopie in der Provinz Guandong nachgebaut haben. Komplett mit Kirche, Dorfplatz und See. Allerdings seitenverkehrt.

Rathaus

Wien

Die innere Stadt. Die Häuser. Die Straßen. Der Ring. Das Burgtheater. Der Stephansdom. Das alles sieht er. Und noch viel mehr:
Der Wiener Rathausmann. Vom höchsten Turm des Rathauses in fast hundert Meter Höhe blickt er wachsam und wehrhaft. Außerdem ist er Blitzableiter.

Spitz Rollfähre

Niederösterreich

Die Rollfähre bei Spitz.

Sie fährt sogar im Winter, wenn die Touristen die Wachau sich selbst überlassen und der Ofen im Führerhaus seinen Rauch in die Schneeluft bläst.

Die Fähre in Weißenkirchen hat nur Sommerbetrieb und Brücken gibt es in der Wachau bloß in Melk und in Mautern.

Wenn die Fähre dann ablegt, wird sie der Fluss selbst ans andere Ufer bringen. Denn seine Strömung treibt sie an einem Seil entlang von Arnsdorf wieder hinüber nach Spitz.

Erzberg

Steiermark

Am steirischen Erzberg.

Der Mensch hat ihn gezwungen, sein Innerstes preiszugeben. Jetzt liegt er wie ein aufgeschlagenes Buch da, mit etwas schiefen Zeilen.

Seine Stufen formen den Winter zu Wellen und geben ihm einen steinernen Schwung. Das Spiel von Licht und Schatten wird zum Spiel mit dem Kontrast:
Erst das Dunkle bringt das Helle zum Strahlen.

Weissensee Eisläufer

Kärnten

Niederländer und Eislauf, eine Liebesgeschichte, mit der 11-Städte-Tour als Höhepunkt.
Eine Fahrt auf den zugefrorenen Grachten zu 11 friesischen Städten, insgesamt 200 Kilometer.

Nur leider, dort frieren die Grachten nicht mehr verlässlich zu.
Und deshalb wird seit 1989 eine „Alternative 11-Städte-Tour“, ganz ohne Städte, am Weissensee veranstaltet.

Das Spektakel ist mittlerweile die größte Natur-Eissportveranstaltung der Welt.
Und die Niederländer sind so glücklich, dass sie ihren Vertrag bereits 2006 verlängert haben.

Um 100 Jahre.

Schesaplana

Vorarlberg

Dort, wo heute die Schesaplana, der höchste Berg im Rätikon, fast dreitausend Meter hoch aufragt, dort soll der Sage nach eine blühende Alpe gewesen sein.

Eines Tages ist ein Berggeist als Bettler verkleidet zu den Sennern gegangen und hat sie um Brot und Schmalz gebeten.
Doch die Alpleut haben ein Herz wie Stein gehabt und dem armen Männlein nichts als Unworte gegeben.
Da hat der Berggeist die Alpe verflucht und es ist eine brandkohlschwarze Nacht niedergegangen.
Und am nächsten Tag ist dort, wo zuvor prächtiges Grün war, nur noch himmelhoch getürmter Fels gewesen.

Weinviertel Getreideernte

Niederösterreich

Das Weinviertel im Hochsommer, südlich von Poysdorf.

Wenn die Hitze noch auf dem Land liegt, beginnen die Bauern schon den Sommer zu ernten.

Zwischen den Hügelwellen der Felder ziehen die Mähdrescher ihre gleichförmigen Spuren,
schneiden das reife Getreide.

Und der Wind trägt den Atem des Korns wie Feuer von Furche zu Furche.

Burg Forchtenstein

Burgenland

Berge und Felsen sind ja eher die Ausnahme im Burgenland.
Aber Burgen, die gibt es – sagt ja schon der Name.
Burg Forchtenstein hat all das: Eine Burg auf einem gebirgigen Felsen.

Der Bergfried ist 50 Meter hoch und seine Mauern sind bis zu sieben Meter dick.
Auch deshalb nennt sie der Volksmund „Tresor der Esterhazy“.
Seit 1622 gehört sie der ehemaligen Fürstenfamilie und beherbergt Kostbarkeiten aus deren Besitz.
Etwa eine historische Waffensammlung oder poetischer: Eine barocke Schatz- und Wunderkammer.

Herbstwald Salzatal

Steiermark

An einem Herbsttag östlich von Mariazell im Salzatal.

Der Fluss hat sich in das Land gegraben, ein schmales Tal geschaffen.
So schmal, dass das Licht der tief stehenden Sonne an manchen Stellen nicht mehr bis auf den Grund findet.
Dafür bringt es die Bäume zum Leuchten und lässt ihre Farben strahlen.

In einem fernen Wald ging einst an so einem Tag ein buddhistischer Mönch mit seinem Schüler spazieren.
Sie blieben vor einem Baum stehen und der Schüler fragte:
„Meister, sage mir, welche Farbe hat dieser Baum?“
Der Mönch antwortete:
„Er hat die Farbe, die du siehst.“

Hoher Freschen

Vorarlberg

Im westlichen Teil des Bregenzer Waldes – nördlich vom Großen Walsertal – liegt der Hohe Freschen.
Das Gras an seinen Hängen macht seine Gestalt weicher – versteckt die Schroffheit des Steins und ist doch nur dünne Schicht auf mächtigem Fels.
Es geht immer ums Leben, immer ums Überleben. So auch für Mensch und Tier hier heroben.
Der Name Freschen soll sich von „fressen“ herleiten – denn auf der Westseite des Berges liegen große Almen und Weiden.

Schloß Orth

Oberösterreich

Eines der ältesten Gebäude des Salzkammerguts ist das Seeschloss Orth im Traunsee bei Gmunden.

Doch der Sage nach ist es ein Geschenk des Bergriesen Erla an seine angebetete Nixe Blonderl.
Er baute ihr das Schloss aus Felsen des Traunsteins, aber die Nixe starb aus Heimweh nach ihrem geliebten Bergsee.
Daraufhin zog sich der Riese – mit gebrochenem Herzen – in die Berge zurück
und ließ Schloss Orth den Menschen, die dieses Kleinod nun hüten.

Ginsbergbauer Morgennebel

Tirol

Der Morgen bricht an in Tirol.
Am Fuße des Wilden Kaisers erwacht alles langsam zum Leben.
Aus dem nächtlichen Dunkel steigt sachte der Tag und Gold ist die erste Farbe.
Jeder neue Morgen trägt in sich die Hoffnung auf einen neuen Anfang ohne die Last des vergangenen Tages.

Wildspitze

Tirol

Der zweithöchste Berg Österreichs liegt in den Ötztaler Alpen: Die Wildspitze.
Nimmt man es genau, müsste man eigentlich „die Wildspitzen“ sagen,
denn sie besitzt einen Süd- und einen Nordgipfel.
Bei der Erstbesteigung 1861 überragte der schneebedeckte Nordgipfel noch seinen felsigen Zwilling.
Durch Abschmelzen ist er heute der Kleinere.
Doch der Unterschied ist nur wenige Meter.

Stift Göttweig

Niederösterreich

In Psalm 18 heißt es: „Du mein Fels, meine Burg, mein Retter, du mein Gott,meine sichere Zuflucht, meine Festung auf steiler Höhe!“
Vielleicht wollten die Mönche von Stift Göttweig diesem Gebet eine steinerne Form geben, als sie ihr Kloster im Barock zur Festung Gottes ausbauen ließen.
Der älteste Teil des Stiftes ist jedoch die tausend Jahre alte Ehrentrudiskapelle, die sich schlicht in den wuchtigen Bau fügt.
Ebenfalls eine steinerne Mahnung, nicht zu vergessen, dass es der Mensch ist, der den Prunk braucht – nicht Gott.

Hochtannbergpass

Vorarlberg

Der Schnee nimmt der Landschaft die Schärfe und lässt die Hänge sich weich ineinanderschieben.

Von Warth führt die Straße über den Hochtannbergpass.
Dieser Übergang zwischen dem Lechquellengebirge und den Allgäuer Alpen wird seit vielen Jahrhunderten genutzt.

Erst vor rund 70 Jahren wurde er ausgebaut und 1954 als Bundesstraße eröffnet.

Die Passhöhe selbst liegt in einer Almlandschaft.
Doch der sanfte Charakter täuscht. Gleich nach dem Pass geht es steil hinunter in Richtung Schröcken.

Bodensee, Rhein

Vorarlberg

Unvorstellbare zwei Millionen Kubikmeter Sand und Kies schiebt der Rhein jährlich von den Alpen in Richtung Bodensee.
Damit der See nicht verlandet,wurde ein sogenannter Vorstreckungskanal angelegt, der das Geschiebe in die Seemitte leitet.
Damit ist das Problem jedoch nicht gelöst, sondern nur verschoben. Denn der See verlandet nun von der Mitte aus.
Allerdings wird es noch eine Weile dauern bis er komplett aufgefüllt ist. Genau gesagt, etwa 19.000 Jahre.